Urteil: Tipico muss Spieler rund 377.000 Euro zurückzahlen

24.02.2023

 Jahrelang bot Tipico Wetten auf Sportereignisse illegal in Deutschland an. Das Landgericht Heilbronn urteilte jetzt im Februar, dass der bekannte Anbieter von Sportwetten einem ehemaligen Spieler genau 377.432 Euro plus rund 78.000 Euro Zinsen zurückerstatten muss. Die Geschäfte mit dem Sportwettunternehmen waren nichtig. Denn für den Zeitraum zwischen 2014 und 2020, in dem der Spieler tippte, hatte Tipico keine Lizenz für den deutschen Markt. Konzessionen konnten damals lediglich für Schleswig-Holstein erworben werden. Im Rest des Landes war Online-Glücksspiel verboten. Dies ist die mit Abstand höchste Summe, die ein Online-Glücksspielanbieter in der aktuellen Klagewelle bisher zurückzahlen musste. Nicht nur Tipico muss jetzt Rückzahlungen an Spieler leisten, sondern auch zahlreiche andere Anbieter von Glücksspielen im Internet, die über Jahrzehnte hinweg auf einem gigantischen Schwarzmarkt in Deutschland unterwegs waren.

Der Hintergrund:
Bei der aktuellen Klagewelle gegen Anbieter von illegalen Online-Glücksspielen geht es um Rückzahlungen im zweistelligen Milliardenbereich. Inzwischen gibt es schon mehr als 180 Urteile und Entscheidungen für Spieler – darunter auch mehrere Entscheidungen von Oberlandesgerichten. Grund dafür ist, dass mehr als 80 Prozent der Angebote von Online-Glücksspiel illegal auf dem deutschen Markt waren und das über Jahrzehnte hinweg. Milliardenbeträge liefen über einen gigantischen unkontrollierten Schwarzmarkt im Internet.
Das wusste aber lange Zeit kaum jemand – selbst die Spieler nicht. Die Kontrolle des Online-Glücksspielmarkts war über die Bundesländer verteilt, ist dort aber versandet. Nur Schleswig-Holstein bot eine Sonderlösung an und vergab Lizenzen, die aber nur für Spieler mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein galten. Und selbst dort wurde gegen die bereits seit 2012 geltenden Lizenzbestimmungen z.T. massiv verstoßen, weshalb auch die ersten Klagen für CB24-Kunden aus Schleswig-Holstein Ende letzten Jahres eingereicht wurden. Das jedoch war der Türöffner für unzählige Anbieter von Roulette, Poker, Spielautomaten, Sportwetten usw. im Internet. Schließlich lässt sich ein digitales Thema nicht so einfach auf nur ein Bundesland beschränken.

Der größte Skandal passierte dabei beim Thema Online-Sportwetten, die in einem rechtlichen Graubereich landeten, weil es von 2008 bis 2020 ein großes Hin und Her um die Erlaubnisfähigkeit von Sportwetten gab. Der Versuch ein Konzessionsverfahren zu starten, scheiterte im Jahr 2012. Erst seit dem Jahr 2020 können Sportwettanbieter überhaupt Lizenzen für den gesamtdeutschen Markt erwerben. Das regelt die aktuelle Neuauflage des Glücksspielstaatsvertrags. Dies hielt die Anbieter aber nicht davon ab, bereits zuvor unerlaubte Werbekampagnen mit Bundesligaspielern und -Vereinen zu starten. Für Tipico strahlte zum Beispiel Oliver Kahn ab 2012 von den Plakaten.
Mehr Infos zum Legalisierungs-Chaos um Online-Sportwetten in Deutschland gibt es hier auf der Seite des Bündnis gegen Sportwettenwerbung. Das Bündnis kämpft seit vergangenem Jahr für ein Verbot dieser oft aggressiven Werbung, da Sportwetten ein sehr hohes Suchtpotenzial haben. Chargeback24 ist eines der Gründungsmitglieder.
Auch zahlreiche Medien wie NDR, ARD oder FAZ haben bereits zum Thema berichtet.

 

Quelle: Pressemitteilung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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